Wie ich mit Bitcoin anfing

Hermann J. Stern
3 min readMar 26, 2016

Mir gefällt Bitcoin. Was das www Protokoll für Daten war, ist die Bitcoin Blockchain für Werte; vermute ich wenigstens. Also, alles in allem, ziemlich cool. Echt.

Ich stellte mir also vor ein paar Monaten die Frage, wie ich mit Bitcoin anfangen könnte. Ich wollte Bitcoin selbst nutzen und ein Teil davon im Safe meiner Bank unter dem Zürcher Paradeplatz aufbewahren, denn man weiss ja nie.

Dank einem Glücksfall bin ich Alexis Roussel, dem Gründer und Geschäftsführer von SBEX, der ersten Schweizer Bitcoin Börse mit dem Namen Bity.com an einem Fintech-Lunch im Restaurant Neumarkt des Zürcher Niederdorfs begegnet. Er hat mich mit seinen Überlegungen sehr überzeugt; man könnte fast sagen, angesteckt.

So habe ich es gewagt, ihn zu bitten, mir bei meinem Bitcoin-Start zu helfen. Mit seinem Rat ging alles viel einfacher. Ich habe folgendes gemacht:

  1. Ein Wallet heruntergeladen. Ich habe mich für Breadwallet auf iOS entschieden, weil das iOS von Apple schon ziemnlich sicher ist und täglich gesichert wird. Das Wallet macht bei der Initialisierung eine Wallet-Adresse aus Zahlen und Buchstaben an die andere Bitcoins senden können. Wichtig dabei: Alles lesen und so machen, wie es gesagt wird, denn man möchte das Geld später wieder herauskriegen.
  2. Dann habe ich Geld auf das Wallet geladen. Dafür kann man bei https://bity.com, dem Webauftritt der SBEX, Bitcoin mit Schweizer Franken kaufen. Um das tun zu können, braucht man die (in Schritt 1 generierte) Wallet-Adresse. Man erhält dann eine IBAN-Nummer mit einem zusätzlichen Code auf die man per Inlandüberweisung auf ein IBAN Konto einer Schweizer Bank einzahlen kann. Ein paar Tage später kommen dann die Bitcoins im Wallet an. Fertig.
  3. Nun darf man nicht zuviele Bitcoins im Wallet auf dem Apple-Gerät haben (wie auch in der realen Welt im Portmonaie). Dafür hat mir Alexis die Verso Karte empfohlen, die man hier kaufen kann: https://versocards.com/buy. Ich habe das gemacht und einige Tage später die Karte in der Post erhalten. Inzwischen liegt der Grossteil auf dem Verso/Bity.com wallet (mit der Karte im Safe). Breadwallet nutze ich für alltägliche Zahlungen weil ich schon so angefangen habe.

Nun bin ich also ein Bitcoin-bewaffneter Mensch. Was kann man dann damit tun? Ganz einfach: Einsetzen. Und der Grund ist auch ziemlich klar, denn kürzlich ist mir bewusst worden, wieviel wir für Kreditkartentransaktionen tatsächlich bezahlen. Wer Kreditkarten-Eingänge und -Ausgänge in mehreren Währungen hat, der bezahlt sechsmal:

  1. Beim Kaufen die Kommission (im höheren Preis enthalten)
  2. Beim Kaufen in Fremdwährung die Währungsgebühr (vom Käufer bezahlt)
  3. Beim Kaufen einen unvorteilhaften Wechselkurs (der dem Käufer belastet wird)
  4. Beim Verkaufen die Kommission (die der Verkäuer abführen muss)
  5. Beim Verkaufen die Währungsgebühr (die das Produkt für den Käufer teurer macht und deshalb auf den Preis drückt)
  6. Beim Verkaufen den unvorteilhaften Wechselkurs (der dem Käufer belastet wird und deshalb das Produkt aus Sicht des Käufers teuerer macht)

Am meisten lohnt sich Bitcoin also für Unternehmen, die Dinge aus dem Ausland einkaufen und ins Ausland verkaufen. Mein Unternehmen obermatt.com kauft Arbeitsleistung aus dem Ausland ein und verkauft Informationen in Form von Abonnementen an das Ausland. Die Sache ist also klar: Bitcoin beim Kauf akzeptieren und mit Bitcoin die Lieferanten bezahlen und sechsmal die Transaktionskosten sparen.

Das Bezahlen der Lieferanten ist einfach, denn die wollen lieber Bitcoin ohne die Kosten 1–3 in der Liste oben. Die Kunden dazu zu bringen, mit Bitcoin zu bezahlen, ist schwieriger. Das Einzige, was mir dazu einfällt, ist, einen Discount anzubieten. Mit anderen Worten erhält die Kundin die Vorteile der günstigeren Zahlmethode. Das ist auch richtig so. Als Unternehmen nehme ich auch ohne finanzielle Vorteile gerne Bitcoin an, denn das diversifiziert meine Barmittel. Sollte die Inflation einmal zurückkommen, dann ist der Schaden so kleiner.

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Hermann J. Stern

Chairman of Swiss financial research firm Obermatt | Analysis for Performance